Der Schädel – Die cranio-sacrale Osteopathie

Das sogenannte cranio-sacrale System besteht aus der Verbindung vom Schädel (Cranium), dem Wirbelkanal und Kreuzbein (Sacrum). Das Gehirn und Rückenmark (zentrales Nervensystem) werden von Membranen (Hirnhäuten) umschlossen, die in Verbindung mit der Gehirnflüssigkeit ein hydraulisches System darstellen, das minimalen rhythmischen Schwankungen unterlegen ist.

Der amerikanische Osteopath Dr. William Sutherland machte Anfang des letzten Jahrhunderts bei der Untersuchung eines Schädels eine interessante Entdeckung: Die Knochen eines erwachsenen Menschen ließen sich leicht voneinander trennen, obwohl die Lehre besagte, dass die Schädelnähte verknöchern. Er fand außerdem heraus, dass sich die verschiedenen durch Nähte miteinander verbundenen Teile des Schädels unwillkürlich rhythmisch in Bewegung befinden – ausgelöst durch die Produktion und Resorption, der im Gehirn produzierten Gehirnflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis). Diese Pulsationen bewegen die Hirnhäute, welche die Bewegung wiederum an die Schädelknochen weitergeben.

Mit einer Reihe von Selbstversuchen wollte er beweisen, dass der Schädel sich nicht bewegt. Hierfür baute er einen Helm mit Elementen, welche in der Lage waren, Bewegungen gezielt zu verhindern. Er berichtete über eine Vielzahl von Symptomen, die unter der Anwendung des Helmes auftraten, wie Übelkeit, Spannungsgefühl, Kopfschmerzen, Desorientierung etc. Einige Monate später beendete er den Test. Seine Erkenntnis: Der Körper muss diese Bewegungen ausdrücken können, um optimal zu funktionieren. Dr. Sutherland beschäftigte sich bis zum Ende seines Lebens – noch über 50 Jahre – mit der Untersuchung dieser Bewegungen.

Dabei ist die Idee, dass der Schädel Bewegungen zulässt, in anderen Kulturen nicht neu. In verschiedenen Richtungen der Heilkunde spielt er eine wichtige Rolle, wie beispielweise in der Akupunktur und Ayurveda–Therapie. In Russland und Italien lehren Anatomen, dass die Schädelnähte (Suturen) nicht verknöchern, sondern zeitlebens ein gewisses Maß an Bewegung zu lassen.